Elektrik im Caravan / Reisemobil

Wer kennt das nicht. Du kommst an einem Stellplatz an und das erste was besonders begehrt ist, sind die Steckdosen die zur Verfügung stehen. Nicht selten sind sie blockiert von Wohnmobilfreunden, die zwar keinen Strom benötigen, aber zur Sicherheit schon mal den Stecker in die Dose stecken. Auch wenn gemünzt werden muss, stecken viele Stecker in den Steckdosen, obwohl gar kein Strom gezapft wird.

Nun die Werbung verspricht – frei zu sein und überall übernachten zu können wo man möchte. Doch geht das wirklich?

Schaut man sich YouTube an, so gibt es einige Hersteller, die die meist spärliche Elektrik eines neuen Wohnmobils oder seltener Caravans aufmotzen. Und sie reden uns ein: Ihr braucht das, ihr braucht jenes. Und ihr braucht es von mir!

Dabei ist doch klar, welchen eigentlichen Sinn man verfolgt. Billig ordern, teuer verkaufen – so geht das Spiel doch immer. Aber braucht man das wirklich, oder folgt man nur einen Hype?

Fangen wir vorne an. Euer Wohnmobil erzeugt wenn der Motor läuft Energie in Form von elektrischer Spannung. Meist arbeiten sogenannte Lichtmaschinen am Motor und versorgen damit alle elektrischen Verbraucher die so benötigt werden.

Motor aus bedeutet, die Fahrzeugbatterie ist die alleinige Spannungsquelle. Damit kann man das Fahrzeug wieder anlassen, aber wenn man sich aus dieser Batterie für andere Zwecke bedient, wird das Anlassen des Fahrzeuges nach einer gewissen Zeit unmöglich. Somit verbauen alle Aufbauhersteller Zweitbatterien (Aufbaubatterien), die wenn der Motor nicht läuft, die Spannung im Aufbau bereitstellen.

Meist sind diese Batterien in Blei-Säure Technik aufgebaut. Dieses ist die günstigste Variante für viele Aufbauhersteller. Meist kommen Batterien mit der Kapazität so um die 90Ah zum Einsatz. Was bedeutet das nun? Diese Zahl sagt eigentlich aus, wie viel Energie in der Batterie steckt. Aber eigentlich aus nicht so richtig, denn wenn ich aus einer 90Ah Batterie 90A eine Stunde lang entnehmen würde, wäre die Blei-Säure Batterie zerstört. Als Faustregel sagt man auch, 50-60% kann man aus einer Blei-Säure Batterie entnehmen, ohne dass sie Schaden nimmt. Das wäre in unserem Beispiel 45-50Ah. Man könnte also 50 Ampere über 1h entnehmen. Oder 5A für 10h usw.

Nun braucht man ja nur in den Abendstunden Licht, vielleicht etwas Fernsehen, oder Handy laden usw. aber wenn man das zusammen addiert, dann ist man sehr schnell am Ende. Abhilfe schaffen dann nur die sogenannten Landanschlüsse, wo Ladegeräte dann die Batterie stützen bzw. Laden können.

Je nach Einbausituation können auch sogenannte AGM oder GEL Batterien verbaut sein, die Wartungsfrei sind, die aber einen ähnlichen Effekt bei der Entladung haben.

Damit man immer sicher den Motor starten kann, sind die Aufbaubatterien von der Fahrzeugbatterie getrennt. Damit man aber, wenn der Motor wieder läuft, die Batterien auch laden kann, wird ein Trennrelais verwendet. Dieses schaltet die Aufbaubatterie zu der Fahrzeugbatterie hinzu und die Lichtmaschine kann dann die Fahrzeugbatterie und die Aufbaubatterie laden. Es wurde an der Lichtmaschine ein sogenanntes D+ Signal (Dynamo plus) erzeugt, dass nur dann vorhanden war, wenn der Dynamo Strom lieferte.

In den Anfängen der Wohnmobiltechnik war das die einfachste Art und Weise die Aufbaubatterie zu laden. Nach und nach kamen aber Anforderungen hinzu, geschuldet der Motorentechnik, die immer mehr Bedingungen erforderten. Es musste der Motor laufen, es musste die Fahrzeugbatterie ausreichend geladen sein, es musste eine Motortemperatur minimal vorhanden sein usw. Die Hersteller reagierten mit einer gewissen Logik. Diese sind in sogenannten Elektroblöcken untergebracht. Schaudt und CBE beherrschen den Markt. Jeder macht es ein wenig anders, aber beide verwenden im Grunde genommen die gleiche Technik – ein elektromechanisches Trennrelais.

Die Aufbaubatterie ist meistens weiter von der Lichtmaschine entfernt eingebaut. Die Leitungsquerschnitte sind häufig sehr klein gewählt. Beispiel Niesmann und Bischoff Flair 2. Fahrzeugbatterie im Motorraum – 16mm² (für bis zu 120A) ca 50cm lang. Aufbaubatterie 7,70m von der Starterbatterie im Kofferraum. Von der Fahrzeugbatterie ein 10mm² Kabel vom Motorraum zum CBE (50A abgesichert). Vom Trennrelais im CBE in Fahrzeugmitte 10mm² bis zur Batterie. Der Übergangswiderstand zur Aufbaubatterie ist entsprechend hoch. Bei gleicher Spannungsquelle (Lichtmaschine) kommt hinten also nur ein Bruchteil bei der Aufbaubatterie an. Vorher bedienen sich jedoch auch noch Verbraucher wie der Kühlschrank usw. die im Fahrbetrieb gerne mal auf 12V verwendet werden.

Meine Messungen ergaben im Schnitt 3-4A an Ladeleistung (bei einem Euro 2 Fahrzeug). Wenn man nun eine leere 90Ah Batterie laden will (50Ah hatten wir ja entnommen) benötigen wir also ca 15h Fahrzeit um die Batterie wieder voll zu bekommen.

Ab Euro 5 bzw. Euro 6 Fahrzeugen wird zur Minimierung der Emissionen gerne mal die Lichtmaschine abgeschaltet oder gedrosselt. Dann steht noch weniger Energie zum Laden zur Verfügung und es dauert noch länger bis die Batterien wieder voll sind. Wenn man ständig von Steckdose zu Steckdose fährt ist das kein Problem. Steht man allerdings häufiger ohne Stromanschluss wird es von Tag zu Tag schwieriger, die Batterien wieder aufzufüllen.

Ok, soweit verstanden. Gleich zum Händler des Vertrauens und eine 100Ah Lithium einbauen lassen und alles ist besser. Die Lithium Batterien sind leichter, ich kann bis zu 90% an Leistung rausnehmen und damit bin ich somit doppelt so lange Autark. Und Geld habe ich ja auch. Und die Anbieter sagen ja man braucht keine andere Ladetechnik. Geht das?

Leider nein, leider garnicht.

Also noch ein wenig tiefer gelegt.

Die Lichtmaschine und die Blei-Säure Batterie sind ein eingespieltes Team. Die Lichtmaschine liefert Energie und die Blei-Säure Batterie speichert diese. Das klappt bei der Starterbatterie ganz gut, aber unterschiedliche Batterien hätten gerne unterschiedliche Ladekennlinien. Nun werkelt im Motorraum aber meist eine Blei-Säure Batterie und im Aufbau sind dann andere Batteriemodelle verbaut. Das klappt ganz gut bei AGM oder GEL Batterien, bei Lithium nur sehr begrenzt.

Die Hersteller der Elektroblöcke haben sich in den letzten Jahren darauf einstellt und bieten für die Ladung an Landstrom meistens Umschalter zw. Blei-Säure, GEL und AGM an. Lithium haben die wenigsten im Programm.

Selbst wenn man es durch integrierte Laderegler in die Batterie hinein bekommt, so ist die Ausbeute während der Fahrt wohl zu gering um die Batterien wieder vollständig zu laden. Wir erinnern uns 3-4A während der Fahrt.

Was sollte man also tun?